Endlich mal wieder ein Lebenszeichen von Bord der Odin.

10. January 2017, Tuesday
9° 0' 12" S, 159° 10' 4" E


Wir hoffen ihr hattet schöne Weihnachten und seid gut ins neue Jahr gekommen.
Wir waren auf dem Weg nach New Georgia , den westlichen Inseln der Salomonen und besuchten auch die Russel Islands. Eine Inselgruppe abseits der Welt. Wie auf den meisten, oder besser gesagt fast allen Inseln der Salomonen keine Autos, keine Strassen, keine Geschaefte, kein Telefon, kein Internet! Deshalb dauert es immer etwas laenger bis wir Beitraege und Bilder ins Logbuch der Odin stellen können.
Doch zurück zu den Russel Islands:
Unzaehlige Inseln, die bis zum Ufer , bis ins Wasser hineinragend, von Vegetation ueberwuchert sind. Mangrovenguertel soweit das Auge reicht. Heimat von unzaehligen Fischen, die Kinderstube von Grossfischen wie Haien, aber auch die Heimat der Leisten oder Salzwasserkrokodile.
Gegen diese Vertreter ihrer Gattung wirken Alligatoren oder andere Krokodile wie Schmusetiere, denn die Salties sind unglaublich aggresiv und schnell.
Naja, eigentlich bedeutet das nur vorsichtig zu sein und ueberall die Einheimischen zu fragen ob es die Salties in der jeweiligen Bucht gibt.
In einer Bucht in dieser Inselgruppe, wurde vor einigen Jahren ein Schweizer Segler von einem 4 Meter Krokodi, vor den Augen seiner Partnerin geschnappt, waerend er nach seinem Anker tauchte. Man fand nur noch einige Koerperteile in den Mangroven versteckt. In einer anderen Bucht wurde vor wenigen Wochen einer Einheimischen der Unterarm abgebissen. Das war auch schon alles was wir erfahren konnten. Ueblicherweise holen sich diese Urzeitviecher nur Schweine oder Hunde aus den Doerfern und wir bekommen sie nur selten zu Gesicht.
Wir fahren mit riesigem Herzklopfen in eine Lagune, deren Wassertiefe im Pass so gering ist, dass wir hier und da mit dem Kiel ueber die Korallen schrammen. Aber die Bucht ist traumhaft und so zwaengen wir uns ganz ganz vorsichtig ueber die Flachstelle bei Hochwasser.
Zwei alte wunderschoene Meeresschildkroeten liegen auf dem Ruecken im heissen Sand. Kinder haben wohl einer von beiden aus Jux und dollerei die Augen ausgestochen. (Kinder koennen auch hier im Paradies der Suedsee, wie ueberall auf der Welt manchmal kleine Monster sein!)
Es ist ein Bild des Jammers diese wundervollen Kreaturen,die seit Millionen von Jahren auf der Erde leben so hilflos zu sehen. Tagelang liegen sie so im heissen Sand und warten auf ihre Schlachtung.
Unsere westliche Erziehung meldet sich ganz vehement zu Wort und wir sind knapp davor den Eingeborenen dieser Insel zu erklaeren, dass es falsch ist was sie hier tun.
Meeresschildkroeten sind geschuetzt, da sie kurz vor der Aussterben stehen......ABER HALT !!!
Wer hat sie denn an den Rand der Ausrottung gebracht?
Wer wollte denn unbedingt Schildkroetensuppe in Dosen?
Brillengestelle aus Schildpatt, oder Kaemme aus dem gleichen Material?!
Wir haben diese Tiere, wie viele andere, an den Rand ihrer Ausrottung gebracht und nun wollen wir diesen Insulanern, die seit Tausenden von Jahren Schildkroete als Abwechslung auf ihrem, ohnehin sehr duerftigen, Speisezettel betrachten, vorschreiben was sie tun duerfen und was nicht?!
Also schlucken wir unsere Klugscheisserei und akzeptieren die Kulturen einfach wie sie sind, schliesslich sind wir die Gaeste in diesem Land und haben deren Kultur, sei sie auch noch so weit von der unsrigen entfernt zu akzeptieren.