Isla Tortuga

20. August 2009, Thursday
10° 56' 28" N, 65° 19' 38" W


Ups!
Als ich heute nach Wochen endlich wieder mal Internet-Zugang hatte, gab es viele Mails von Freunden, die besorgt schienen, weil ich seit fast 3 Wochen keinen neuen Logbuch-Eintrag habe.
Man kann sich in unserer Medien überlasteten Welt kaum noch vorstellen, nicht erreichbar zu sein.
Hier auf den Inseln weit vor Venezuela ist es aber (zum Glück) noch so.

So lag ich fast 4 Tage einsam, als einziges Schiff, in der großen Bucht von Tortuga.
Weißsilbriger feiner Sand leuchtet am Ufer des Türkisfarbenen Wassers.
Das Farbspiel von Strand und Meer wirkt fast so, als hätte jemand in einer Werbeagentur es auf Kitschig schön für nen Urlaubsprospekt getrimmt.

Hier und da eine armseelige Fischerhütte, eine kleine Coast Guard Stadion und ein Bretterbuden Restaurant ohne Gäste, das ist alles – ansonsten nur Ruhe und Einsamkeit.

Ich lese, faulenze, schwimme, bastle irgend eine Kleinigkeit am Schiff und lasse die Tage verstreichen.
Der stätig wehende Passatwind macht die 33 Grad erträglich und ich denke mir: ja, so lässt es sich aushalten!

Doch am 4. Tag findet eine Invasion des Grauens statt!

Motorboote fallen in die Bucht ein. Bis zum Abend zähle ich 21 Stück.
Am nächsten Abend liegen über 200 kleine und große Motoryachten in der Bucht.
Partyzelte werden an Land aufgebaut, Beachvolleyball Felder angelegt,Grills aufgebaut und Musik dröhnt in voller Lautstärke. Es ist wie auf nem Rummelplatz!

Grund des Ganzen: „Hochseeangelwettbewerb“!
Der „Angelverein“ der Reichen´und Schönen Venezuelaner macht nen Ausflug.

Plötzlich erscheint ein Kriegsschiff der Küstenwache auf der Bildfläche.
Ca. 20 Mann stehen auf Deck und beobachten die Szene.
Umständlich lassen sie ein Beiboot zu Wasser und ich denke jetzt wirds spannend.
Das Beiboot der Coast Guard wird beladen mit – Grillutensilien!
Ab zu den Kollegen in der Coast Guard Hutte und Feiern.
Dienstauffassung auf Venezuelanisch!

Gegen Abend setzt Starkwind ein und der Irrsinn beginnt.
Zwar haben diese Motorboot Kapitäne das Geld um sich die Dinger zu kaufen, aber keine Ahnung wie man richtig Ankert.
Yachten gehen auf Drift, rammen ineinander, Schreie, Chaos, totales durcheinander.

Ich hab erst mal genug von der sogenannten „Zivilisation“ und ihren Freizeitvergnügen.

Zum Glück hatte ich mich schon am Mittag weiter nach draußen verholt, da ich so etwas schon befürchtete.
Was zu viel ist, ist zuviel, am nächsten Morgen ziehe ich meinen Anker aus dem Sand und nehme Kurs auf die nächste Bucht.

Die kleine Insel Caya Herradura ist mehr als Entschädigung.

Scheinbar Schwerelos schwebt odin im Kristallklaren Wasser.
Kaum andere Schiffe, einsamer weißer Sandstrand an dem sanft die Wellen plätschern.....

Ja denke ich mir, ich bin zufrieden mit meinem Leben und ich freue mich vor allem auf das was noch kommt...